Viele junge Menschen spielen mit dem Gedanken, nach der Schule Buchhändlerin oder Buchhändler zu werden. Und fragen sich, wie der Berufsalltag aussieht? Welche Voraussetzungen und Chancen gibt es? Und was gibt es noch zu beachten?
Ein besonders prägender Teilnehmer der Buchhandelslandschaft ist Thalia. Denn Thalia gehört zu den erfolgreichsten Omni-Channel-Buchhandlungen in Deutschland und Österreich. Zu diesen zählen rund 2.000 Buchhandlungen im deutschsprachigen Raum. Um einen guten Einblick in das facettenreiche Berufsleben einer Buchhändlerin/eines Buchhändlers geben zu können, haben wir mit einer Mitarbeiterin gesprochen. Die mit uns ihre Erfahrungen und Einschätzungen teilen zu können.
Wie sieht die Arbeitswoche einer/eines Buchhändler*in aus?
Als Buchhändler*in ist keine Woche gleich. Je nach Saison oder Kundenaufkommen, das nicht immer vorhersehbar ist, verändert sich der Alltag. Die Aufgaben sind aber immer die gleichen, jedoch in wechselnder/beliebiger Reihenfolge.
Welche konkreten Aufgaben gibt es denn für Buchhändler*innen?
Die Aufgaben sind sehr vielseitig:
- Verkauf
- Kundenberatung
- Disposition
- Warenverräumung
- Warenpräsentation
- Kassieren, Kassenabrechnung
- Beratung bei neuen Medien
- Warenein- und Ausgang, Ware verbuchen, Ware zurückschicken,
- Beschäftigung mit betrieblichen Kennzahlen
- Aktion- und Tischplanung
- Social-Media-Kanäle bespielen (Marketing)
- Teilnahme an und Organisieren von Veranstaltungen
- Abteilungen gestalten
- Sortimentspflege
- Rezensionen/Empfehlungen schreiben
Und wann ist die Arbeit in einer Buchhandlung besonders stressig?
Besonders stressig wird es im Weihnachtsgeschäft – November und Dezember. Aber auch im Frühjahr mit dem Ostergeschäft oder im Sommer das Schulbuchgeschäft kann es stressig werden. Letzteres kann in einigen Bundesländern sogar ähnliche Dimensionen wie das Weihnachtsgeschäft erreichen.
Welche Voraussetzungen braucht man denn als Mitarbeiter*in einer Buchhandlung?
Mitarbeiter*innen sollten verschiedene Eigenschaften bzw. Kompetenzen mitbringen:
- Soziale Kompetenz
- Extrovertiertheit
- Liebe zum Menschen, Interesse am Menschen
- Liebe bzw. Affinität zu den Produkten (Bücher, Non-Book Produkte wie Geschenkartikel, Bürobedarf, Spiele, etc.)
- Interesse am Verkaufen
- Kreativität
- Interesse am aktuellen Geschehen (auch Überregional)
- Toleranz
Also muss man als Buchhändler*in viel lesen? Wie viel genau?
Es wäre auf jeden Fall sinnvoll mindestens ein Buch in der Woche zu lesen. Das hat den Vorteil, dass man in Verkaufsgesprächen von der eigenen Begeisterung beim Lesen berichten kann – und auch die Augen dabei leuchten. Nicht-Lesen ist aber nicht unbedingt ein Ausschlusskriterium, viel wichtiger sind eine schnelle Auffassungsgabe und ein guter Sprachschatz.
Haben auch Quereinsteiger*innen eine Chance als Buchhändler*innen?
Ja, unbedingt! Sie müssen eben die genannten Voraussetzungen erfüllen und beispielsweise eine gewisse Stressresistenz und den Servicegedanken mitbringen.
Welchen Tipp würden Sie Berufseinsteiger*innen geben, bevor Sie sich für oder gegen eine Karriere als Buchhändler*in entscheiden?
Sie sollten prüfen, ob die Arbeitszeiten wirklich mit den persönlichen Lebenszielen einhergehen und kompatibel sind. Für den Beruf spricht aber in jedem Fall seine Vielfältigkeit. Man lernt aus ganz vielen Themenbereichen etwas dazu.
Wem würden Sie abraten, sich als Buchhändler*in zu bewerben?
Abraten würde ich introvertierten Menschen, die einfach nur gerne lesen oder selber Bücher schreiben und sonst kein Interesse an dem Verkauf des Produktes oder an der Kommunikation mit anderen Menschen haben. Auch die Stressresistenz ist ein wichtiger Faktor – ist die nicht vorhanden, sollte man nicht in einer Buchhandlung arbeiten.
Entscheidet man sich dann für die Karriere in einer Buchhandlung, hat man dann Weiterbildungsmöglichkeiten?
Man könnte den weiteren Weg als Handelsfachwirt*in einschlagen oder sich für interne Ausschreibungen bewerben: Zum Beispiel als (stellvertretende) Filialleitung. Die Weiterentwicklung innerhalb des Unternehmens durch den Wechsel auf Führungspositionen ist eine der Möglichkeiten.
Last, but not least: Wie haben sich die Tätigkeiten von Buchhändler*innen in den letzten fünf Jahren verändert?
Die Buchbranche und auch die Tätigkeiten als Buchhändler*innen entwickeln sich stetig weiter. So etabliert sich beispielsweise ein immer moderneres und komplexeres Warenwirtschaftssystem und die Bedeutung von Social Media nimmt zu.
Aber auch die Zunahme des Onlinegeschäfts hat deutliche Auswirkungen auf den Arbeitsalltag: Die Beratungskompetenz als Abgrenzung zum Onlinehandel wird immer wichtiger. Die Verzahnung zwischen stationären und online Handel nimmt immer weiter zu und wir arbeiten mit einem Rundum-Service-Gedanken auf allen Kanälen.
Außerdem ist durch eine stärkere zentrale Sortimentsteuerung der Anteil an dezentral zu disponierender Ware zurückgegangen. Insgesamt sind wir einfach digitaler geworden.
Sie sind neugierig auf den Job als Buchhändler*in geworden?
Dann lesen Sie hier mehr darüber.