Was macht man in der Presse und Öffentlichkeitsarbeit?

Veröffentlicht am 23.01.2024 von Maren Schlierkamp
Unternehmenskommunikation als Beruf © Stefan Höning

Für viele stellt Presse und Öffentlichkeitsarbeit ein spannendes Arbeitsumfeld dar. Wir haben deshalb die Pressesprecherin eines renommierten Buchverlags gebeten, uns der Beruf genauer vorzustellen. Was sind die Aufgaben? Wie gestaltet sich die Arbeit in kleineren Verlagen? In diesem Gastbeitrag blicken Sie hinter die Kulissen.

Unternehmenskommunikation – was bedeutet das in einem Buchverlag?

Ganz allgemein gesprochen umfasst die Presse- und Öffentlichkeitsarbeit im Buchverlag die strategische Planung und Umsetzung aller Maßnahmen, die die öffentliche Aufmerksamkeit für die Bücher aus der Verlagsproduktion und deren Verkäufe sowie das Image eines Verlags steigern. Um für die gute Medienpräsenz eines Verlags und seiner Bücher zu sorgen, führen die Mitarbeiter*innen der Abteilung für Presse- und Öffentlichkeitsarbeit von Programm zu Programm wiederkehrende Routinen, aber auch anlassspezifische Einzelmaßnahmen aus. 


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Die Aufgaben

  • Erstellung und Versand von Pressemitteilungen, um Journalisten über Neuerscheinungen, Veranstaltungen und besondere Themen und aktuelle Anlässe für die Berichterstattung über Bücher des Verlags zu informiere
  • Aufbau und Pflege von Kontakten zu Journalisten, Redakteuren und anderen Medienleuten, um die Sichtbarkeit des Verlags in den Medien zu erhöhen
  • Organisation von Pressekonferenzen, Buchvorstellungen und Autorenlesungen, ggf. deren Moderation
  • Zusammenarbeit mit Zeitschriften, Blogs oder Online-Plattformen, um Rezensionen, Interviews und Postings zu veranlassen
  • aktive Präsenz in den sozialen Medien durch Verwaltung verschiedener Social-Media-Konten, die Erstellung von Inhalten und die Interaktion mit Leser_innen, um die Online-Reichweite des Verlags zu erhöhen und unmittelbares Feedback zu bekommen
  • Identifizierung relevanter Rezensenten und Blogger für das Programm als Ganzes wie für Einzeltitel; Versand von Rezensionsexemplaren und Nachverfolgung/
  • Dokumentation von Buchbesprechungen
  • Beratung der Autor*innen bei der Medienarbeit, Erstellung von Autorenporträts und Pressetexten

Pressearbeit in einem Kleinverlag

Diese Aufgaben können je nach Größe und Profil des Verlags ganz unterschiedlich ausfallen. Größere Verlage haben oft eine eigene Abteilung für Presse- und Öffentlichkeitsarbeit, während die Aufgaben in kleineren Verlagen häufig von einem einzelnen Mitarbeiter übernommen werden, der manchmal noch in anderen Verlagsbereichen tätig ist. Oder die Arbeiten sind auf mehrere Mitarbeiter verteilt, die nicht ausschließlich für den Bereich Presse zuständig sind. Ein paar Besonderheiten und spezifischen Anforderungen der Pressearbeit bei Junius sollen hier beschreiben werden, um die individuelle Ausgestaltung dieses Arbeitsbereichs in einem Kleinverlag anschaulich zu machen.

  • Eine spezielle Anforderung an die Pressearbeit besteht bei Junius durch die drei unterschiedlichen Programmbereiche: Kultur- und geisteswissenschaftliche Einführungsliteratur, Hamburg-Bücher und Architektur. Bei den Ansprechpartnern aufseiten der Presse gibt es zwischen diesen Bereichen kaum Überschneidungen, und auch die Art der Ansprache ist sehr unterschiedlich. Während das wissenschaftliche Rezensionswesen einem langsamen Rhythmus folgt und Rezensionen – mit Ausnahme der Tagespresse – weniger aktiv befördert werden können, erfordern die Regionalia eine aktive Ansprache vor dem und um den Erscheinungstermin und ein schnelles, tagesaktuelles Reagieren auf (Bild-)Anfragen.
  • Eine spezielle Rolle spielt in Kleinverlagen wie Junius häufig das richtige, individuelle Timing der Pressearbeit. Während größere Verlage bei der Projektplanung mit langen Vorläufen und gut kalkulierbaren Erscheinungsterminen arbeiten und dann oft generalstabsmäßig eine Kampagne zum Erscheinungstermin planen können, kommt es in kleineren Verlagen häufiger zu Verschiebungen, die eine individuelle Abstimmung von Verlag und Presse erfordern. Denn wird ein Buch vor Erscheinen besprochen, verpufft der Effekt der Berichterstattung. Und passt ein für die Berichterstattung eingeplanter Titel nicht mehr in die Redaktionsplanung, bleiben Redakteure nicht immer bei der Stange. Vor allem verlagsintern entsteht hieraus größerer Koordinationsbedarf mit Produktion und Vertrieb, der allerdings durch die kurzen Kommunikationswege wiederum unkomplizierter ist als in größeren Verlagen.
  • Kleinere Verlage wie Junius minimieren das Risiko aufwendiger Buchproduktionen inzwischen nicht selten durch Crowdfunding. Dabei spielt auch die Presse- und Öffentlichkeitsarbeit eine entscheidende Rolle, denn häufig erzeugen Crowdfunding-Kampagnen nicht aus sich heraus die nötige Aufmerksamkeit, um Fundingziele zu erreichen. Vielmehr machen Beiträge in der Tagespresse und die Begleitung einer Kampagne durch Postings auf Instagram mit hoher Reichweite häufig den entscheidenden Unterschied, um ein Crowdfunding zum Erfolg zu führen.
  • Social Media ist für kleine und große Verlage gleichermaßen wichtig, für Kleinverlage aber deshalb besonders attraktiv, weil sich hier auch bei fehlender eigener Reichweite durch die Wahl der richtigen Partner ähnliche Reichweiten erzielen lassen, wie sie sonst nur von größeren Apparaten erzeugt werden könnten. Ein Vorteil für Kleinverlage ist außerdem, dass sie ohne Rücksichten auf das große Publikum in der Nische authentisch mit ihren Zielgruppen kommunizieren und so ein spezielles Image wie eine starke Leser*innenbindung aufbauen können.

Ob Pressearbeit im Kleinverlag oder im Großverlag, ein paar Dinge dürften sich letztlich nicht wesentlich unterscheiden: Dreh- und Angelpunkt jeder erfolgreichen Pressearbeit ist eine permanent und gründlich gepflegte Datenbank, die schnellen Zugriff auf alle für ein Thema relevanten Ansprechpartnerinnen erlaubt. Gefüttert wird dieser Adresspool durch intensive individuelle Kontaktpflege auf Veranstaltungen und im Tagesgeschäft ebenso wie durch regelmäßige Beobachtung der für einen Verlag wichtigen Medien, also einen eher „stillen“ Part der Arbeit und einen sehr kommunikativen. Und nicht zuletzt speist sich gute Pressearbeit aus Erfahrungswissen, das sich nur durch eine längere Praxis aufbauen kann: Eigenheiten, Vorlieben und Gewohnheiten der Ansprechpartner zu kennen und darauf individuell reagieren zu können ist für den Verlag ein ähnlich großes Kapital, wie Reichweiten und spezifische Resonanzeffekte bestimmter Medien für die direkte und indirekte Absatzförderung einschätzen zu können.

Wie hat sich die Presse und Öffentlichkeitsarbeit gewandelt?

Stärker verändert als andere Bereiche der Verlagsarbeit hat sich die Presse- und Öffentlichkeitsarbeit durch die Digitalisierung. Wo früher die gedruckten Medien im Vordergrund standen, haben sich in manchen Verlagen die Verhältnisse zwischen Online- und Papiermedien umgekehrt. Die Sozialen Netzwerke sind zu einer bedeutsamen Aufmerksamkeitsmaschine geworden und können bei überschaubarem Aufwand große Öffentlichkeitseffekte erzeugen, wobei allerdings die Grenzen zwischen Öffentlichkeitsarbeit und Marketing fließend geworden sind. Denn anders als Redakteure der herkömmlichen Medien, die meist besonderen Wert auf die Unabhängigkeit ihres Urteils und ihrer Berichterstattung legen, finanzieren sich Blogger und Instagramer häufig durch Werbung oder bezahlte Kooperationen und stellen – wie die Werbung – eher Reichweite zur Verfügung, als dass ihr Urteil auf gründlicher Befassung mit einem Buch beruht.

 

Autorinnenprofil:

Nach dem Studium der Soziologie (Dipl.) an der Hamburger Universität für Wirtschaft und Politik arbeitete Maren Schlierkamp in einem politischen Sachbuchverlag in Hamburg. 2015 bis 2017 studierte sie berufsbegleitend Crossmedia-Management (M.Sc.) an der Leipzig School of Media und wechselte 2017 zu Junius, einem kleinen Hamburger Verlag mit den Programmschwerpunkten Regionalia, Geistes- und Kulturwissenschaften und Architektur. Dort verantwortet sie heute die Herstellung und die Pressearbeit.