Durch die Corona-Pandemie sind digitale Bewerbungsgespräche üblich geworden, sodass die erste Runde oft am Computer stattfindet. Bewerbende sparen sich die Anfahrt und Arbeitgeber können virtuelle Termine auch im Home Office wahrnehmen. Für die oder den Bewerber*in verändert sich dadurch aber die Vorbereitung. Es ergeben sich vor allem technische Fragen: Welches Gerät ist am besten? Wie positioniert man die Kamera? Welcher Hintergrund ist ratsam? Und sollte ich auf einen Spickzettel zurückgreifen? Im Folgenden geben wir ihnen wichtige Ratschläge, damit sie für das anstehende Video-Interview bestens vorbereitet sind.
Zeitversetzte Interviews, Video-Pitch oder Live-Interview?
Grundsätzlich gibt es drei Formen von Video-Bewerbungen. Denn ein angekündigtes Video-Interview bedeutet nicht unweigerlich, dass Sie live mit einer Person sprechen! Nicht wenige Arbeitgeber bevorzugen für die erste Runde ein zeitversetztes Interview. Ihre Antworten werden aufgezeichnet und erst später gesichtet – Sie reagieren also auf vorgefertigte Fragen. Oft ermöglicht die Software dabei erneute Aufnahmen, falls Sie mit Ihrer Antwort nicht zufrieden sind. Zudem erhalten die Kandidat*innen manchmal die Fragen im Vorfeld zugesendet. Das hat den Vorteil, dass Sie sich bereits passende Antworten überlegen können. Beides nimmt vielen Bewerbenden die Aufregung. Leider können Sie sich hierauf nicht verlassen, denn es gibt ebenso zeitversetzte Formate, bei denen die Fragen erst am Bildschirm angezeigt werden oder erneute Aufnahmen nicht möglich sind.
Der Video-Pitch dagegen ermöglicht eine ideale Vorbereitung. Dabei handelt es sich um eine durchgängige Aufnahme, die ebenfalls nicht live stattfindet. Das Video wird erst nach der Aufnahme versendet. Es handelt es sich dadurch um eine Art Selbstdarstellung und bietet Raum für Kreativität und Verbesserungen. Denn: Sie können sich im Vorfeld ausdenken, was Sie zu sagen haben. Wir raten dazu, nicht nur Ihre schriftliche Bewerbung zu wiederholen, sondern nutzen Sie das Format auch um zusätzliche Informationen zu nennen und durch Rhetorik zu bestechen.
Beide Formate haben gemeinsam, dass Sie In der Regel zeitlich flexibel sind. Es gibt keine feste Uhrzeit, zu der das Gespräch stattfindet, sondern lediglich eine Deadline. In der Verlagsbranche werden am häufigsten Live-Interviews genutzt. Sie unterscheiden sich nur in einem Punkt von klassischen Vorstellungsgesprächen: Sie finden nicht vor Ort statt, sondern per Webcam und Mikrofon.
Digitales Bewerbungsgespräch über das Handy, Tablet oder den PC?
Jedes Gerät hat seine Vor- und Nachteile. Smartphones haben heute sehr gute Kameras, sodass sie für ein Interview in Frage kommen. Allerdings sollten Sie das Handy auf keinen Fall während des Gesprächs in der Hand halten! Ein wackelndes Bild ist bei einem privaten Gespräch üblich, wirkt im beruflichen Kontext aber unprofessionell. Stative für Handys gibt es für wenige Euro, so kann man das Handy so vor sich stellen und das Bild unterscheidet sich kaum von einer Webcam am Computer. Weil viele das Handy täglich nutzen und damit bestens vertraut sind, kann das zu einer entspannten Gesprächsatmosphäre beitragen. Allerdings besteht die Gefahr von Ablenkungen, weil Anrufe, Nachrichten oder Benachrichtigungen beim Gespräch angezeigt werden.
Tablets bieten einen größeren Bildschirm. Auch hier ist ein Stativ ratsam! Weil auf ihnen weniger telefoniert wird, ist das Risiko von Anrufen geringer. Stellen Sie dennoch auch hier sicher, dass die Mitteilungen von Apps für das Gespräch deaktiviert sind.
Die Nutzung von Computern oder Laptops für digitale Bewerbungsgespräche hat mehrere Vorteile. In der Regel haben sie einen größeren Bildschirm, sie benötigen kein Stativ, Mitteilungen erscheinen mehr im Hintergrund und durch die Nutzung einer Maus sehen andere Teilnehmer*innen das Bedienen des Menus nicht. Und es ist ein Arbeitsgerät, sodass es eine professionelle Stimmung für die Bewerbenden schafft. Deshalb raten wir zur Nutzung eines PCs.
Technische Vorbereitung
Zusammen mit der Einladung bekommen Sie die Info, welche Software eingesetzt wird. Achten Sie darauf, ob sie installiert werden muss und ob Ihr Gerät diese auch unterstützt. Nehmen Sie die Installation deshalb nicht erst kurz vor dem Gespräch vor. Falls es zu Problemen kommt, haben Sie so hinreichend Zeit diese zu lösen. Falls die Wahl zwischen Download der Software oder Anwendung im Browser angeboten wird, empfehlen wir die Installation. Oft ist die Verbindung dadurch stabiler und Sie haben mehr Funktionen bzw. die Anzeige ist meist komfortabler.
Stellen Sie sicher, dass Ihr WLAN stabil ist, sodass es zu keinen Unterbrechungen im Interview kommt. Wenn Sie sich für ein mobiles Gerät wie Smartphone oder Tablet entscheiden, sollten Sie auch hier in einem WLAN eingewählt sein, da Video-Calls viel Datenvolumen verbrauchen.
Außerdem sollten Sie im Vorfeld für eine hinreichende Beleuchtung sorgen. Wenn das Zimmer nicht über eine Deckenlampe verfügt, ist eine Lampe in Ihrer unmittelbaren Nähe ratsam. Denn gerade in den Wintermonaten ist die Gefahr von Unterbelichtung sehr groß.
Ausrichtung der Kamera
Es ist wichtig, dass die Kamera auf Augenhöhe ausgerichtet ist. Denn ein Gespräch auf gleicher Höhe schafft eine gute Verbindung. Wenn Sie während des Gesprächs nach oben schauen müssen, selbst wenn es nur ein geringerer Winkel ist, wirkt das nicht souverän. Zudem sollte auch ein Teil Ihres Oberkörpers zu sehen sein, denn eine Großaufnahme vom Gesicht wirkt aufdringlich. So werden auch Ihre Gesten sichtbar und Ihr Bild vermittelt dein Eindruck, als säßen Sie mit den Interviewenden an einem Tisch.
Wenn sie die Kamera nicht justieren können, weil sie im Laptop integriert ist, sollten Sie deshalb ein Podest nutzen. Falls sie keines haben, sind Bücher ideal, da sie sich stapeln lassen.
Der optimale Hintergrund
Die Wahl des Hintergrunds ist sehr wichtig. Der Blick der Interviewenden wird stets Ihren (virtueller) Raum sehen, der mehr Fläche einnimmt als Ihre Person. Es stellt sich also die Frage, ob Sie einen künstlichen Hintergrund nutzen sollten. Oder lieber etwas von dem echten Raum preisgeben, in dem Sie tatsächlich sitzen.
Vorteile eines künstlichen Bilds:
- Künstliche Hintergründe kaschieren den echten Raum. Das macht vor allem Sinn, wenn Ihr eigener Raum unprofessionell wirken kann. Wenn Sie das Gespräch z.B. nur mit Ihrem Bett im Hintergrund führen können, vermittelt das keinen dynamischen Eindruck. Offene Regale können etwas Unordentliches haben. In beiden Fällen ist ein Hintergrundbild besser, das aufgeräumt und strukturiert aussieht.
- Wenn Sie in einer Wohngemeinschaft oder mit einem Partner oder einer Partnerin leben, könnten im Hintergrund Fotos oder private Gegenstände anderer zu sehen sein. Ein Hintergrundbild schützt in dem Fall die Privatsphäre von Unbeteiligten.
- Unternehmen nutzen häufig Bilder von ihrem Unternehmen oder Logo als Hintergrund. Wenn sie sich mit Bildbearbeitung auskennen, könnten sie ebenso die Marke des Arbeitgebers aufgreifen. Dadurch vermitteln Sie eine Botschaft und heben sich von gewöhnlichen Hintergründen anderer Bewerber*innen ab.
Gründe gegen ein Bild:
- Viele Standard-Hintergrundbilder wirken künstlich. Bei Fotos von extravaganten Wohnräumen wird sofort deutlich, dass dies nicht Ihr Raum ist. Auch Naturaufnahmen sind nicht ratsam. Sie haben nichts mit der beruflichen Tätigkeit zu tun, sondern vermitteln Urlaubsstimmung.
- Standard-Hintergründe sind oft bunt und lenken so von Ihrer Person ab. Denken Sie daran, dass Sie sich in Szene setzen wollen. Dezente und unscheinbare Wände wären die bessere Wahl!
- Nicht alle Videoanrufe bieten virtuelle Hintergründe an. Und es ist nicht gegeben, dass sie sich von Ihrer Person klar unterscheiden. Wenn Sie mit dem Hintergrund „verschmelzen“, könnten Sie vom Arbeitgeber gebeten werden, den Hintergrund zu deaktivieren. Sie sollten sich deshalb immer so platzieren, sodass auch Ihr echter Hintergrund als Alternative gut wirkt!
Einen Spickzettel im Video-Call nutzen
Wie in jedem Bewerbungsgespräch sind Notizen hilfreich, zum Beispiel wenn im Vorhinein schon Fragen zur offenen Stelle aufkamen, die Sie im Gespräch stellen möchten. Dabei sollten jedoch gewisse Dinge möglichst auswendig gelernt oder in eigenen Worten frei vorgetragen werden können. Während Sie in einem Gespräch vor Ort nicht spicken können, ist dies bei einem Video-Call denkbar – indem Sie einen Spickzettel an die Seite des Bildschirms kleben. Dem Interviewer fällt unter Umständen kaum auf, dass Sie dort hinschauen. Doch ist das ratsam? Schauen wir uns die Vor- und Nachteile an:
Vorteile:
- Ein Spickzettel funktioniert als Gedächtnisstütze. Dadurch fühlen Sie sich sicherer und können mit mehr Gelassenheit in das Gespräch gehen.
- Gerade wenn Sie mehrere Gespräche vor sich haben, sparen Sie Zeit, weil Sie sich nicht alle Informationen auswendig lernen müssen.
- Oft fragen Arbeitgeber Informationen zu ihrem Unternehmen oder nach aktuellen Geschehnissen ab, um das Allgemeinwissen zu prüfen. Bei finanziellen Aufgaben ist z.B. der aktuelle Dollar-EUR-Kurs eine beliebte Frage. Zahlen lassen sich rasch ablesen und sind somit ideal zum Spicken.
- Neben Informationen lassen sich auch eigene Fragen festhalten. Denn ein Bewerbungsgespräch ist kein Verhör! Was möchte Sie wissen? Damit sie im Gespräch nichts vergessen, können sie ihre eigenen Fragen notieren und in Sichtweite behalten.
Nachteile:
- Wenn ein Spickzettel sichtbar platziert ist, kann er eine Abhängigkeit erzeugen. Ihr Blick fällt automatisch darauf und verleitet Sie zum Lesen, wodurch Ihre Konzentration leiden kann und Sie abwesend und unsicher wirken.
- Kleinere Blicke abseits der Kamera fallen erfahrenen Interviewern auf. Diese achten bei Fragen zum Unternehmen genau darauf, ob Sie Augenkontakt halten. Die Erstellung eines Spickers, der nicht auffällt, kann mehr Zeit benötigen als sich die wenigen Infos zu merken
- Spicken hat etwas Verbotenes. Wer in Prüfungen erwischt wird, fällt durch. Dieses Wissen könnte Ihnen ein schlechtes Gefühl geben. In diesem Fall kann es für Sie einfacher sein, auf einen Spickzettel zu verzichten und sich die Informationen zu merken.
Ein Spicker ist allenfalls für wenige Informationen hilfreich, die schnell erfassbar sind. Wenn Ihnen etwas an der Stelle liegt, hoffen Sie auf eine Einladung vor Ort. Spätestens dann müssen Sie bestens vorbereitet sein. Je länger Sie sich mit der Stelle auseinandersetzen, desto besser wirken Sie im Gespräch. Für uns überwiegen die Nachteile, weshalb wir vom Spicken abraten. Prägen Sie sich die wichtigsten Informationen und Ihre Fragen gut ein, damit Sie diese in der zweiten Runde ebenso parat haben. Niemand erwartet, dass Sie perfekt vorbereitet sind! Denken Sie daran, dass es nicht um eine Prüfungssituation, sondern ein Kennenlernen geht!
Fazit
Egal in welcher Form und mit welchen Geräten – Video-Interviews bieten viele Vor- und Nachteile. Mit ein wenig Vorbereitung können Sie die Vorteile überwiegen lassen: Denn eine gewohnte Umgebung sorgt für Entspannung und so kann eine angenehme Atmosphäre entstehen, die das Gespräch einfacher macht. In jedem Fall raten wir Ihnen, sich gut auf das Video-Interview vorzubereiten, dann klappt es auch mit dem Kennenlernen!