Blackout im Vorstellungsgespräch – und wie man ihn vermeiden kann

Veröffentlicht am 20.07.2023 von Kai-Uwe Vogt
Blackout vermeiden
© Artefale

Blackouts im Bewerbungsgespräch

Es gehört wohl zu den größten Sorgen und Ängsten vieler Bewerber*innen: Der Blackout im Bewerbungsgespräch und ein völlig leerer Kopf bei doch eigentlich ganz banalen Fragen.

Die Ursachen für Blackouts sind oft schnell gefunden – Stress, große Aufregung und die Angst zu Versagen. Doch auch geübte Sprecher*innen sind vor dem Worst-Case-Szenario nicht geschützt: So ist dies auch dem Börsenblatt-Redakteur Kai-Uwe Vogt in einem von ihm moderierten Webinar passiert. Welche Lehren er daraus gezogen hat und wie er zukünftig Blackouts vermeiden will, verrät er uns:

Börsenblatt-Redakteur und Moderationsexperte Kai-Uwe Vogt berichtet

Vor anderen sprechen? Kann ich! Und ich fühle mich wohl damit. In meinem Job als Redakteur moderiere ich häufig: Online-Webinare, Live-Talks, Podiumsgespräche, wenn man noch meine Aktivitäten im Podcast-Bereich und meinen Lesekreis dazurechnet, kann man sagen, dass ich sehr aktiv im Bereich „Professionell miteinander reden“ bin und mich entsprechend auch fortbilde.

Selbstsicherheit, Routinen, gelassen bleiben – das ist alles schön und gut. Das konnte mich aber vor Kurzem nicht vor einer für mich sehr unangenehmen Situation bewahren: Bei der Abschlussrunde eines Webinars hatte ich einen minutenlangen Blackout. Als es um eine kurze Abschlussrunde ging, wollte mir einfach nichts mehr einfallen. Schlimmer noch: Alle Sätze haben sich in meinem Kopf verknotet und nichts Sinnvolles kam mehr aus meinem Mund. Peinlich, ärgerlich! Am Schlimmsten: Sich selbst dabei von der Außenlinie beobachten zu müssen und nicht eingreifen zu können. So ein Blackout, das kann in vielen Situationen passieren, bei Prüfungen (ich komme darauf zurück), bei Tests, in Bewerbungsgesprächen, bei öffentlichen Gesprächen auf einer Bühne. Wenn ich Menschen vor die Kamera setze, erlebe ich das sogar routinemäßig.

Alle diese Situationen haben eine Gemeinsamkeit: Stress. Ich ergehe mich nicht in psychologischen Details, aber als Menschen wollen wir uns gerne sozialkonform verhalten, schon bei kleinen Kindern lässt sich das beobachten. Vor anderen exponiert zu sein, ist also ein Risiko – wir könnten uns dumm verhalten – und schon kommt die Stressreaktion in Gang, die uns auf Flucht oder Kampf vorbereiten soll – genau das, was wir nicht brauchen, während wir auf der Bühne sitzen.

Stress vermeiden, um Blackouts zu verhindern

Ich rate also, vorab zu entspannen und Stress loszuwerden:

  • Bauchatmung (oder bei Anspannung ein kurzes Workout)
  • Vorbereitung auf Gesprächspartner (Name, Funktion, Aktuelles)
  • Vorbereitung auf typische Fragen (z.B. in Tests, Bewerbungsgesprächen, Verhandlungen)
  • So banal es klingt: Eigene Fragen in Kurzform gut leserlich aufschreiben

Und wenn es doch passiert und der Blackout sich trotzdem einstellt:

  1. Sich trauen auf die Metaebene wechseln und sofort zeigen, dass gerade etwas nicht stimmt („Puh, mein Kopf ist gerade total leer / ich bin sehr nervös / Ich muss mich kurz sortieren …“ ) – unsere Gegenüber sind in der Regel sehr verständnisvoll und wissen, wie uns zumute ist.
  2. Oben erwähnte Karten griffbereit haben und sich einen Moment nehmen, diese zu studieren. („Ich möchte kurz sichergehen, nichts vergessen zu haben …“)     


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Ein Beispiel aus der Kampfkunst

Noch eine Anekdote aus der Welt der Kampfkunst: Prüfungen sind hier absichtlich so angelegt, dass die Prüflinge unter enormen körperlichen und psychologischen Stress gesetzt werden. Weil dann nur noch geht, was jahrelang in den Körper einprogrammiert wurde. Kommt es in einer Prüfung zum Blackout, ist die Empfehlung, sich nicht verdreschen zu lassen, sondern so lange mit passenden Basisübungen weiterzumachen, bis man wieder die eigentlich gefragten Techniken abrufen kann. Kann man die zugerufene Technik nicht „liefern“ – wird vor allem in den japanischen Kampfkünsten erwartet, Haltung zu bewahren und sich nichts anmerken zu lassen.

  1. Analog dazu wäre meine Empfehlung, bei einem Blackout ganz „bei sich“ und bei den Basics zu bleiben, auf die man gerade noch Zugriff hat.
  2. Eine weitere Strategie kann sein, mit einer simplen Frage den Ball abzugeben, um sich kurz zu sortieren. Am besten sind offene Fragen geeignet, vor allem „Wie“-Fragen geeignet. Sie verleiten das Gegenüber zu einer längeren Antwort – Zeit für uns zum Durchatmen.

Expertenprofil:

Kai-Uwe Vogt ist Moderationsexperte und arbeitet seit zwölf Jahren für das Fachmagazin Börsenblatt. Daneben ist seit einigen Jahren nebenberuflich als Video- und Podcastproduzent in der Kulturbranche tätig unter den Marken DonkeyFilm und Podcast-Schneiderei.

Sie möchten sich auf Ihr nächstes Bewerbungsgespräch bestmöglich vorbereiten? Dann lesen Sie auch unseren Artikel „Keine Angst vor Fragen im Bewerbungsgespräch“.