Die Süddeutsche Zeitung, kurz SZ, ist eine deutsche überregionale Abonnement-Tageszeitung. Als Teil der Süddeutsche Zeitung GmbH blickt sie bereits auf eine langjährige Erfahrung zurück – wovon auch Volontär*innen profitieren können. Wir haben mit Karin Kampwerth, eine der Verantwortlichen für die Volontärausbildung bei der SZ, gesprochen und nachgefragt: Was zeichnet das Volontariat im Journalismus aus?
Wie sind Volontariate bei Ihnen aufgebaut?
Unsere Volos, pro Jahrgang sind das acht, beginnen ihre Ausbildung mit drei Monaten am Newsdesk. Während des ersten Monats lernen die Volos das SEO-Team und den Visual Desk kennen, haben Einblicke in das Audio-Team, die digitale Ausgabe und sind eine Woche im Social-Team. Zudem werden sie in den wichtigsten Tools und Programmen geschult, die sie für das Schreiben und die Produktion von Texten für die verschiedenen Ausspielkanäle benötigen. Danach geht es für zwei Monate an den Visual Desk ins Storytelling-Team, um sich mit dem Content Management System (cms) und der digitalen Erzählweise von Themen vertraut zu machen. Es folgen fünf bis sechs Monate in einer Lokalredaktion. Im Anschluss besprechen die Volontärsbetreuerinnen mit den Volontärinnen und Volontären individuell und nach persönlichen Interessen und Stärken die weitere Stationsplanung. Am Ende des Volontariates arbeiten die SZ-Volos noch zwei Monate im Parlamentsbüro der SZ in Berlin. Unsere Schwerpunktvolos verbringen insgesamt eines von zwei Jahren in ihrem Fachressort. Außerdem gibt es jeden Monat ein Inhouse-Seminar zu publizistischen Themen und/oder der Vertiefung von Darstellungsformen.
Erhält man bei einem Volontariat Einblicke in alle Bereiche des Süddeutschen Verlags?
Nein. Das Redaktionsvolontariat ist auf die Redaktion beschränkt.
Ab wann spezialisiert man sich im Journalismus auf eine bestimmte Fachrichtung oder ein bestimmtes Themengebiet?
Unsere Schwerpunkt-Volontäre kommen bereits mit einer ausgeprägten Expertise in einem bestimmten Bereich – Daten, Social, Bild. Ansonsten kümmern wir uns im zweiten Jahr des Volontariates um eine fachliche Ausrichtung und fördern diese mit der entsprechenden Stationswahl.
Welche Rahmenbedingungen sind bei Ihnen während dem Volontariat üblich (Arbeitszeiten, Gehalt, sonstige Benefits, Remote-Arbeit)?
Die Süddeutsche Zeitung ist eine tarifgebundene Gesellschaft, insofern regelt der entsprechende Gehalts- und Manteltarifvertrag das Arbeitsverhältnis der Volontärinnen und Volontäre. In Absprache mit der jeweiligen Ausbildungsstation ist die Arbeit auch im Home-Office möglich. Allerdings empfehlen wir unseren Volos gerade in der ersten Zeit, unbedingt in die Redaktion zu kommen, um Kollegen kennenzulernen und ein Gefühl für die Arbeit bei der SZ zu bekommen.
Wie lange dauert ein Volontariat bei Ihnen? Gibt es die Möglichkeit zu verlängern?
Das SZ-Volontariat dauert 24 Monate und ist in der Regel nicht zu verkürzen und schon gar nicht zu verlängern. Ausnahme sind natürlich eine längere Erkrankung oder auch eine Schwangerschaft während des Volontariats. Die Ausbildungszeit an sich ändert sich dabei aber nicht, nur der Zeitraum, in dem das Volontariat absolviert wird.
Welche Voraussetzungen müssen Bewerber*innen erfüllen, um für ein Volontariat in Frage zu kommen? Ist z.B. ein Journalismus-Studium Pflicht?
Ein Studium jedweder Fachrichtung ist keine Pflicht, aber von Vorteil. Bei entsprechender Befähigung reicht auch ein Realschulabschluss. Hier machen wir keine Vorgaben, um niemanden zu übersehen, der ein guter Journalist/eine gute Journalistin werden könnte. Ebenso freuen wir uns über Spätberufene genauso wie Quereinsteiger. Praktika in verschiedenen Medienhäusern, gerne auch in einer Lokalredaktion, sind willkommen.
Kann man auch ohne Volontariat im Journalismus tätig sein?
Ja. Das Volontariat ist keine Voraussetzung, um journalistisch zu arbeiten. Der Tarifvertrag unterscheidet beim Gehalt allerdings in Redakteure mit und ohne Volontariat. Das gilt aber nur in einer Festanstellung und nicht für freie Journalisten.
Ab wann spezialisiert man sich im Journalismus auf eine bestimmte Fachrichtung oder ein bestimmtes Themengebiet? Z.B. auf Sportjournalismus.
Das ist individuell. Es gibt Volontäre oder Volontärinnen, die wissen von Beginn an, dass für sie nur Sport oder Politik infrage kommt. Bei anderen ist es ein lebenslanger Change-Prozess. Politik-Redakteurinnen kommen zurück ins Lokale, Sportredakteure werden Buchautoren, Lokalredakteurinnen moderieren Veranstaltungen…
Was sollten Bewerber*innen unbedingt über ein Volontariat bei Ihnen wissen, bevor Sie sich bewerben?
Sie müssen glaubhaft darlegen können, dass sie mit hoher Leidenschaft für diesen Beruf brennen. Außerdem sollte klar sein, dass es ein außergewöhnlich hohes Maß an persönlichem, mitunter aber auch zeitlichem Engagement braucht, um in diesem Beruf bestehen zu können.
Wie sieht ein klassischer Arbeitstag bei Ihnen als Volontär*in aus?
Das differiert von Ressort zu Ressort. Am Expressdesk kann der Tag schon einmal um 4.30 Uhr mit der Frühschicht beginnen, in einer Lokalredaktion fängt man mit der Konferenz um 10 Uhr an, in einem anderen Ressort trifft man sich um 9 Uhr zur ersten Besprechung. Wie es dann weitergeht, wird je nach Rolle bestimmt, die man für den Tag übernimmt. Als Editor kümmert man sich um die kanalspezifische Ausgabenproduktion, als Planerin hat man bereits die Themen der nächsten Wochen im Blick, und als Autor oder Autorin recherchiert und schreibt man Texte und nimmt Termine wahr, die auch abends stattfinden können.
Initiativbewerbung oder Stellenausschreibung: Wann sollten sich Bewerber*innen für Volontariate bei Ihnen bewerben?
Unsere Bewerbungsphase dauert immer vom 1. Juni bis zum 31. August. Im Herbst wählen wir dann unter den Bewerbungen diejenigen aus, die im Folgejahr ihr Volo bei der SZ beginnen. Initiativbewerber verweisen wir auf dieses Vorgehen.
Wann ist eine/n Bewerber*in ungeeignet für ein Volontariat bei Ihnen?
Das ist immer individuell. Nicht jeder, der herausragend schreiben kann, passt zwingend auch zur SZ. Wer allerdings eine romantisierte Vorstellung vom Journalistenleben hat und glaubt, man sei immer in der Welt unterwegs und schreibe am Ende ausgeruht ausschließlich große Reportagen darüber, der wird es schwer haben. Soll heißen: Eine Vorstellung, was für Fähigkeiten es über das Schreiben hinaus für ein zeitgemäßes Berufsbild braucht, ist sinnvoll.
Wie kann man Sie als Bewerber*in am besten von sich überzeugen?
Indem die Bewerberinnen und Bewerber authentisch sind, ein großes Interesse am Nachrichtengeschehen – auch im digitalen Wandel – mitbringen und für den Beruf brennen.
Was gibt es für Möglichkeiten nach einem Volontariat? Was sind die Voraussetzungen für eine Übernahme?
Voraussetzung für eine Übernahme sind zum entsprechenden Zeitpunkt freie Stellen. Natürlich muss der Volontär während seiner Ausbildung überzeugt haben.
Wie sieht ein typischer Karriereweg bei Ihnen aus? Welche Aufstiegschance hat man?
Das ist ebenfalls individuell und richtet sich nach verfügbaren Stellen, der Personal- und auch der persönlichen Lebensplanung und nicht zuletzt der Freude daran, überhaupt Karriere machen zu wollen. Der Verlag, die SWMH, unterstützt mit einer Vielzahl von Angeboten Kolleginnen und Kollegen, die sich etwa eine Führungsposition vorstellen können.