Wie lang sollte ein Lebenslauf sein?

Veröffentlicht am 28.07.2023 von Susanne Blattler
Tipps für den Lebenslauf
Tipps und Tricks für Ihren Lebenslauf - © Katrin Friedl

Bewerber*innen fragen sich, wie viele Seiten ein Lebenslauf haben sollte. Und lesen über vermeintliche Regeln, dass das CV nicht mehr als eine Doppelseite umfassen sollte. Oft wird sogar nur eine Seite angestrebt. Dann liest man von dem Rat, sich mit einer dritten Seite abzuheben, da ein tabellarischer Lebenslauf zu wenig wäre. Und schließlich gibt es die Empfehlung, sich an gar keiner Seitenanzahl zu orientieren und dass bei Experten auch mehrere Seiten üblich seien. Am Ende ist man verwirrt. Es scheint hier keine allgemeine Faustregel zu geben. Oder etwa doch? Wir informieren Sie darüber, wie viele Seiten der Lebenslauf wirklich haben sollte!

 

Personaler bevorzugen kurze Lebensläufe

Es leuchtet ein, dass Personalentscheider schnell erfassbare Lebensläufe bevorzugen. Sie erhalten meistens eine Menge an Bewerbungen. Egal ob bei der ersten Sichtung oder der engeren Auswahl: Lebensläufe werden miteinander verglichen, sodass Standards gerne gesehen sind. Ihr Lebenslauf findet deshalb weniger Beachtung, wenn nicht auf den ersten Blick deutlich wird, dass er auf das Profil passt. Damit Ihnen das gelingt, muss Ihr Lebenslauf übersichtlich gestaltet sein. Seien Sie deshalb pragmatisch und konzentrieren sich auf das Wesentliche (keep it short and simple).

Die Länge hängt von Beruf und Erfahrung ab

Es gibt Faktoren, welche die Länge des Lebenslaufs maßgeblich beeinflussen. Dabei gibt es vor allem zwei Aspekte, die Sie unbedingt berücksichtigen sollen:

  • Berufsbild: Je nach Beruf schwankt nicht nur die Anzahl an Anforderungen. Oft ist es auch schwerer, diese in einem Satz oder gar Begriff zusammenzufassen. Während das in technischen Berufen besser gelingt, ist es bei kreativen Tätigkeiten wie z.B. Mediengestaltung oder Werbung eine Herausforderung. Hier lassen sich detailliertere Beschreibungen nicht vermeiden, wenn Sie überzeugen möchten. 
     
  • Berufserfahrung: Berufsanfänger*innen haben es leichter, Ihre erst kurze Berufserfahrung auf den Punkt zu bringen. Diese passt oft noch auf eine Seite. Fachleute tun sich dagegen schwer, Ihr Arbeitsleben abzukürzen und Punkte wegzulassen. Erfahrene Bewerber*innen, die eine Menge an Expertise und Erfahrung mitbringen, benötigen mindestens zwei Seiten.

Was kann man im Lebenslauf weglassen?

Was also, wenn der Lebenslauf mehrere Seiten umfasst und man ihn kürzen möchte? Hierbei ist es wichtig zu wissen, dass ein Lebenslauf nicht Ihren vollständigen Werdegang abbildet. Das ist ein häufiges Missverständnis! Bei Ihrem Lebenslauf nennen Sie die Punkte, die Ihre Eignung auf die ausgeschriebene Stelle begründen. Selbstverständlich umfasst er zudem Grundsätzliches wie Ihren Schulabschluss und Ihre letzten Stationen. Allerdings reicht meist der höchste Bildungsabschluss (siehe Punkt 2 im Folgenden). Bei Ihren beruflichen Stationen empfehlen wir, sich auf die letzten 10 Jahre zu beschränken und auf das näher einzugehen, das Relevanz für die beworbene Stelle hat. Im Folgenden finden Sie mehrere Aspekte, die Ihnen dabei helfen den Lebenslauf zu kürzen und sich auf das Wesentliche zu konzentrieren.

  1. Layout
    Heute suchen Bewerber*innen im Internet nach Vorlagen für ihren Lebenslauf. Dank vieler Webseiten lassen sich CVs mit grafischen Elementen erzeugen. Auch wenn diese Bewerber*innen denken, dass man den Entscheidern so mehr ins Auge sticht: Hier ist oft weniger mehr! Viele Designelemente nehmen Raum für Text, sodass der Lebenslauf unnötig in die Länge gestreckt wird. Manche Vorlagen lenken zudem vom Inhalt ab. Gestalten Sie das CV besser schlicht und vor allem übersichtlich. Verwenden Sie hierzu Stichpunkte und eine klassische Schriftart (ohne Verschnörkelungen). Und nutzen Sie diese durchgängig, statt zwischen Schriftarten und Größen zu wechseln. Wir gehen auf Schriftarten noch einmal gesondert im Beitrag Die besten Schriftarten für Ihre Bewerbung ein.
    Personaler erkennen schnell, ob ein Tool genutzt wurde oder der Lebenslauf selbst gestaltet wurde. Bei einer Stelle als Grafiker*in z.B. sollte man erwarten können, dass das Layout selbst kreiert wurde.
     
  2. Grund- und Schulabschlüsse
    Ab einer gewissen Berufserfahrung reicht es, den höchst abgeschlossenen Bildungsabschluss zu nennen. Wenn Sie zum Beispiel einen akademischen Grad haben, dann gehen Sie nur auf Ihr Studium ein, weil sich aus diesem Ihre (Fach)hochschulreife erschließt! Eine besondere Erwähnung Ihrer Schulzeit ist also oft nicht mehr nötig. Nicht selten findet sich sogar die Grundschulzeit in Lebensläufen. Das besagt nichts über Ihre Eignung als Bewerber*in und ist unnötig!
     
  3. Überflüssige Berufserfahrungen
    Wenn Sie über eine längere Berufsgeschichte verfügen, empfiehlt es sich ältere Positionen wegzulassen. Oder sich auf die letzten 10-15 Jahre zu konzentrieren. Vor allem wenn die Stationen zuvor wenig Bedeutung für die ausgeschriebene Stelle haben. Weisen sie in dem Fall in der Überschrift darauf hin („der letzten 10 Jahre“). Bei Aushilfstätigkeiten ist es ratsam, nur die zu erwähnen, welche einen Bezug zur Stelle haben. Auch hier können Sie in der Überschrift darauf hinweisen („Auswahl“).

     
  4. Unbelegte Fähigkeiten
    Manche Bewerber*innen nutzen den Lebenslauf, um darin alle Qualifikationen einzubauen, die im Stellenprofil gefordert werden. Machen Sie sich bewusst, dass Sie in einem Vorstellungsgespräch darauf angesprochen werden können. Und Sie dann begründen müssen, wie Sie bei der genannten Position die gewünschte Fähigkeit erworben haben. Seien Sie ehrlich. Sehr oft bekommen Bewerber*innen eine Zusage, obwohl sie nicht alle Qualifikationen erfüllen! Legen Sie Ihren Perfektionismus ab und bleiben Sie authentisch.
     
  5. Persönliche Details
    Auch bei den persönlichen Angaben sollten Sie prüfen, ob diese für die Ausschreibung von Bedeutung sind. Ihr Familienstand ist es in jedem Fall nicht! Bei Hobbies kommt es darauf an. Lesern Sie hierzu unbedingt auch unseren Artikel Hobbys im Lebenslauf: Hilfreich oder überflüssig?
     
  6. Referenzen
    Es ist nicht üblich, die Kontaktdaten von Referenzen im Lebenslauf anzugeben. Dies nimmt unnötig Platz ein. Sie können einen Anhang mitsenden oder im Anschreiben darauf aufmerksam machen, dass Sie diese bei Interesse gerne nachreichen.       


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Sehen Sie das CV nicht als Standard-Anhang

Wer mehrere Bewerbungen versendet, will möglichst Zeit sparen. Gerne erstellen Bewerber*innen deshalb einen Standard-Lebenslauf, der jedem Anschreiben angehängt wird. Gerade weil Sie sich nur auf Inhalte konzentrieren, die zur Stelle passen, sollten sich Ihre Lebensläufe bei verschiedenen Tätigkeiten unterscheiden. Denn wer erfolgreich auffallen möchte, passt den Lebenslauf auf die ausgeschriebene Stelle an!

Der Aufbau des Lebenslaufes

Nun wissen Sie, dass ein pragmatisches Vorgehen wichtig ist und Sie sich auf die Anforderungen des Jobs konzentrieren sollten. Doch wie ist der Lebenslauf aufgebaut?
Egal wie viele Seiten die Vita am Ende umfasst, eine klare Gliederung ist Pflicht. Ihr Lebenslauf sollte mit den persönlichen Daten beginnen. Ob hier ein Foto dazugehört, ist mittlerweile umstritten. Während es in Deutschland selbstverständlich war, ist es in Ländern wie z.B. den USA immer schon unüblich gewesen. Weil es hierzulande nach wie vor gängig ist, empfehlen wir es. Wenn Sie durch das Weglassen aber wichtige Fläche einsparen, ist es auch kein No-Go, es mittlerweile wegzulassen.
Anschließend nennen Sie die Berufserfahrung, bei der Sie ihre aktuellen und vergangenen Positionen in umgekehrter chronologischer Reihenfolge auflisten. Weisen Sie hierbei auch auf Ihre Leistung hin, zum Beispiel das Erreichen von Zielen und besondere Erfolge.
Es folgen Ihre Aus- und Weiterbildung. Auch hier beginnen Sie hier ebenfalls mit dem jüngsten Abschluss.
Schließlich listen Sie Ihre besonderen Fähigkeiten auf. Hierzu zählen auch Ihre Sprach- und Software-Kenntnisse sowie relevante Ehrenämter. Auch Softskills können hier Erwähnung finden. 

Die dritte Seite

In der Medienbranche kam in den 90ern der Trend auf, den Lebenslauf um eine „dritten Seite“ zu ergänzen. Vor allem bei kreativen Berufen erweiterten Bewerber*innen die Fakten Ihres tabellarischen Lebenslaufs, um auf einer weiteren, dritten Seite Ihre Persönlichkeit und Ziele positiv darzustellen und Ihre Soft Skills zu nennen.
Eine klare Empfehlung können wir für die dritte Seite nicht geben. Wie wir gesehen haben, sollten Bewerber*innen darauf achten, den Lebenslauf kurz zu gestalten, um damit ins Auge zu fallen. Ob eine dritte Seite positiv beiträgt oder den Lebenslauf unnötig in die Länge streckt, muss man genau abwägen. Bietet die dritte Seite weitere Informationen, die zur ausgeschriebenen Stelle passen oder sind es Gemeinplätze? Sind diese für die Entscheider schlüssig oder handelt es sich um subjektive Behauptungen? Wenn ein Projekt in der tabellarischen Form zu kurz kommt und eine große Bedeutung für die ausgeschriebene Stelle hat, dann macht es Sinn, es auf einer Extraseite zu präsentieren!
Soft Skills kam man aber auch im tabellarischen Lebenslauf unterbringen! Sie können diese Fähigkeiten bei den Tätigkeiten ergänzen und hier auch Ergebnisse und Leistungen hervorheben. So sparen Sie sich die extra Seite!

Fazit

Abschließend lässt sich sagen, dass Sie sich keinen strikten Regeln unterwerfen sollten, was die Anzahl der Seiten für Ihren Lebenslauf betrifft. Pressen Sie Ihren Werdegang nicht in eine Schablone, sondern bleiben Sie individuell. Wichtig ist, Ihren Lebenslauf so kurz und prägnant wie nur möglich zu gestalten! Und nutzen Sie Überschriften, damit die Personalverantwortlichen diesen schnell erfassen können. Die gängige Empfehlung von maximal zwei Seiten ist sicher eine gute Faustformel. Für Berufseinsteiger*innen reicht meistens sogar eine Seite aus. Wie oben geschrieben gibt es jedoch Fälle, in denen eine dritte Seite oder andere Gestaltung angemessen sein kann. Wir wünschen Ihnen viel Erfolg bei Ihrer Bewerbung!