Zweites Vorstellungsgespräch: 10 Tipps für die nächste Runde

Veröffentlicht am 17.05.2022 von Jeanette Hermeler
© Stefan Höning

Nach dem ersten Bewerbungsgespräch warten Sie sehnsüchtig auf eine Antwort. Endlich ist sie da – aber es ist nicht die erhoffte Zusage, sondern eine Einladung für ein zweites Vorstellungsgespräch. Was bedeutet das? Wie stehen Ihre Chancen, den Job zu bekommen? Was müssen Sie beachten? In diesem Artikel geben wir Ihnen zehn wertvolle Tipps, damit Sie auch in der zweiten Runde überzeugen.
 

1. Zweites Vorstellungsgespräch – Ihre Chancen 

Denken Sie auf keinen Fall, dass Sie den Job schon in der Tasche hätten. Selbstbewusstsein ist gut, aber Arroganz kostet Sympathiepunkte. Ihnen steht noch eine weitere Auswahlrunde bevor: ein zweites Vorstellungsgespräch. Ihre Chancen sind bestenfalls 50:50. In der Regel ist mindestens ein/e weitere/r Kandidat*in noch im Rennen. Nehmen Sie den Termin ernst. Sie sollten sich gründlich vorbereiten. Sie haben mit Ihrem Lebenslauf, Ihrer Bewerbung und im ersten Gespräch bewiesen, dass Sie grundsätzlich für die vakante Stelle geeignet sind. Jetzt müssen Sie Ihren zukünftigen Arbeitgeber endgültig davon überzeugen, dass Sie die beste Besetzung sind. Zwei Auswahlrunden sind speziell in großen Unternehmen und bei hochrangigen Jobs ein übliches Vorgehen. Fragen Sie nicht nach Ihren Konkurrent*innen. Fokussieren Sie sich stattdessen darauf, den bestmöglichen Eindruck zu hinterlassen und Ihre Stärken zu präsentieren.
 

2. Vorbereitung ist das A und O 

Bedanken Sie sich für die Einladung. Bestätigen Sie den Termin oder schlagen Sie eine Alternative vor. Falls keine Gesprächspartner*innen in der Nachricht genannt sind, erkundigen Sie sich, wer das zweite Vorstellungsgespräch mit Ihnen führen wird. Aus der Einladung geht zudem hervor, ob Sie eine bestimmte Aufgabe bearbeiten und Ihre Ergebnisse im Gespräch präsentieren sollen. Falls ja, liefern Sie natürlich eine blitzsaubere Arbeitsprobe ab.

Denken Sie nochmals an das erste Gespräch zurück. Was ist gut gelaufen? Auf welche Fragen haben Sie ungeschickt geantwortet? Welche Themen haben Ihre Gesprächspartner*innen besonders interessiert? Gehen Sie nochmals Ihre Recherchen und Notizen durch und sehen Sie die Stellenanzeige an. Was wissen Sie über das Unternehmen? Welche Eigenschaften und Fähigkeiten sind wichtig für den Job?

Rechnen Sie im zweiten Vorstellungsgespräch mit tiefergehenden Fragen. Weiten Sie deshalb Ihre Recherche aus. Die Website des Unternehmens kennen Sie sicher bereits gut. Suchen Sie auf Karriereseiten, in Branchennews und Nachrichten-Magazinen nach weiteren Informationen über Ihren potenziellen Arbeitgeber. Finden Sie außerdem Näheres über Ihre Gesprächspartner*innen heraus. Eine Google-Suche und Karrierenetzwerke wie XING oder LinkedIn helfen Ihnen weiter. Wie sieht der Lebenslauf der Interviewer*innen aus? Was sind ihre Aufgaben im Unternehmen?

Kleiden Sie sich für Ihr zweites Vorstellungsgespräch ebenso sorgfältig wie für das Erste. Passen Sie Ihre Kleidung an, falls Sie sich beim letzten Mal overdressed gefühlt haben. Bleiben Sie Ihrem Stil treu. Tragen Sie aber auf keinen Fall dasselbe Outfit wie in der ersten Runde.

3. Auf Fragen geschickt antworten 

Im zweiten Vorstellungsgespräch erwartet Sie oft eine Mischung aus bekannten und neuen Gesprächspartner*innen. In der Regel werden dieselben oder ähnliche Fragen wie beim ersten Termin nochmals gestellt. Reagieren Sie darauf auf keinen Fall genervt oder unmotiviert, sondern lächeln Sie freundlich. Antworten Sie genauso ausführlich und überzeugend wie beim letzten Mal. Sie dürfen gern noch weiter in die Tiefe gehen und neue Aspekte einbringen. Zeigen Sie Ihre Begeisterung für den Job und stellen Sie Ihre Stärken heraus. Schneiden Sie zudem die aus dem ersten Gespräch bekannten "Lieblingsthemen" Ihres Gegenübers an.

Falls Sie beim letzten Mal eine ungeschickte Antwort gegeben haben, nutzen Sie die Gelegenheit, diese zu korrigieren. Verwickeln Sie sich aber nicht in Widersprüche und geben Sie keine neuen Schwächen zu. Ihre gesamte Bewerbung - vom Lebenslauf bis zum zweiten Vorstellungsgespräch – soll ein einheitliches Bild von Ihnen vermitteln. Bedenken Sie bei Ihren Antworten, dass möglicherweise nicht alle Gesprächspartner*innen über Fachwissen in Ihrem Bereich verfügen. Sprechen Sie deshalb allgemein verständlich und erklären Sie wichtige Fachbegriffe kurz. Das zeugt von Teamgeist.
 

4. Weitere Fragenarten im zweiten Vorstellungsgespräch 

Manche Unternehmen nutzen das zweite Vorstellungsgespräch für Stressfragen und Brainteaser, besonders bei hochrangigen Jobs. Die Entscheider*innen möchten sehen, wie Sie unter Druck reagieren. Rechnen Sie mit scharfer Kritik an Ihrer Person und Ihrem Lebenslauf. Entkräften Sie diese, indem Sie nochmals Ihre Kompetenzen und Erfolge darlegen. Reagieren Sie auf keinen Fall beleidigt oder mit einem Gegenangriff. Denken Sie daran: Es ist ein Test. Im zweiten Vorstellungsgespräch liegt die Latte hoch - auch persönliche Fragen oder Dialoge in einer Fremdsprache können vorkommen.

Brainteaser sind bizarr anmutende Fragen: "Welches Küchengerät wären Sie gerne?". Seien Sie kreativ und begründen Sie Ihre Antwort. Eine andere Variante sind unmögliche Schätzfragen: "Wie viele Hunde leben in Seattle?". Hier kommt es nicht auf die richtige Lösung an. Ihre Gesprächspartner*innen möchten sehen, wie Sie an das Problem herangehen. Skizzieren Sie einen möglichen Lösungsweg. Es macht nichts, wenn Sie meilenweit danebenlegen. Schlecht wären gar keine Antwort oder Kritik an der dämlichen Frage.
 

5. Zweites Vorstellungsgespräch - eigene Fragen stellen 

Echtes Interesse zu signalisieren, ist wichtig für ein gelungenes zweites Vorstellungsgespräch. Eigene Fragen unterstreichen Ihre Motivation. Sie sollten nicht durch eine kurze Google-Suche zu beantworten sein. Überlegen Sie sich vorab, was Sie wissen möchten. Zeigen Sie, dass Sie sich gedanklich intensiv mit der Stelle und den Aufgaben beschäftigt haben. Fragen Sie zum Beispiel konkret nach Arbeitsabläufen, Unternehmenszielen und geplanten Entwicklungen.

Bringen Sie gern eigene Ideen ein, die Sie als Stelleninhaber*in umsetzen würden. Erwecken Sie aber nicht den Eindruck, dass Sie am liebsten die ganze Abteilung umkrempeln würden, ohne sie überhaupt zu kennen. Knüpfen Sie an Inhalte aus dem ersten Gespräch an und stellen Sie weiterführende Fragen dazu. Damit verdeutlichen Sie, dass Sie sich gedanklich mit den erhaltenden Informationen auseinandergesetzt haben.
 

6. Tipps zum Thema Gehalt und zu weiteren Rahmenbedingungen 

Im zweiten Vorstellungsgespräch geht es häufig um Rahmenbedingungen wie Gehalt, Arbeitszeiten und Urlaubstage. Warten Sie zunächst, ob Ihre Gesprächspartner*innen diese Themen von sich aus anschneiden. In der Regel geht es zunächst um Arbeitsinhalte und Ihren Mehrwert für das Unternehmen. Erst danach kommen die Arbeitsbedingungen auf den Tisch. Stellen Sie Fragen dazu, deren Antworten nicht bereits in der Stellenanzeige standen, etwa nach Kernarbeitszeiten oder Homeoffice. Verzichten Sie auf Nachfragen, die Ihr Gegenüber als mangelnde Motivation für den Job interpretieren könnte: "Ich brauche in der ersten Maiwoche Urlaub. Geht das?". 

Überlegen Sie sich vorab Ihr Wunschgehalt, falls Sie es nicht bereits im Anschreiben angeben mussten. Informieren Sie sich dazu über übliche Gehälter in Ihrer Branche und am Standort des Unternehmens. Bei einem freiwilligen Stellenwechsel ist eine Gehaltssteigerung von fünf bis zehn Prozent üblich. Legen Sie Ihren persönlichen Verhandlungsspielraum fest. Falls Ihr Gegenüber nicht bereit ist, das gewünschte Gehalt zu gewähren, fragen Sie nach weiteren Vorteilen. Das können zum Beispiel zusätzliche Urlaubstage, ein Firmenwagen, ein Jobticket oder Boni bei herausragenden Leistungen sein. Begründen Sie Ihre Forderungen mit Ihrem Mehrwert für das Unternehmen, nicht mit Ihren Bedürfnissen. Falls im ersten Gespräch bereits Vereinbarungen getroffen wurden, halten Sie diese ein. Verlangen Sie nicht mehr Gehalt, weil Sie es jetzt in die zweite Runde geschafft haben. Das würde gierig und wortbrüchig wirken.

Manchmal bekommen Sie am Ende eines erfolgreichen Gesprächs direkt einen Vertrag vorgelegt. Bitten Sie in diesem Fall um einige Tage Bedenkzeit. Ihre Gesprächspartner*innen werden dafür Verständnis haben. Lesen Sie den Vertrag zu Hause in Ruhe durch und haken Sie bei eventuellen Unklarheiten nach.
 

7. Die Räumlichkeiten besichtigen 

Häufig gehört zum zweiten Vorstellungsgespräch eine Führung durch den Arbeitsbereich. Zeigen Sie sich interessiert und stellen Sie Fragen, zum Beispiel nach den genauen Aufgaben der einzelnen Abteilungen. Erkundigen Sie sich, wo Ihr Arbeitsplatz wäre. Seien Sie freundlich zu Ihren zukünftigen Kolleginnen und Kollegen. Damit hinterlassen Sie einen guten Eindruck.

Bilden Sie sich eine Meinung zum Arbeitsumfeld. Wirken die Räumlichkeiten modern oder wäre eine Renovierung angebracht? Wie sind die Arbeitsplätze ausgestattet? Wie gehen die Mitarbeiter*innen miteinander um? Herrscht ein produktives Arbeitsklima oder dicke Luft?
 


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8. Tipps zum gemeinsamen Mittagessen 

Manchmal ist ein gemeinsames Mittagessen Teil des zweiten Vorstellungsgesprächs. Ihre Gesprächspartner*innen möchten in einem ungezwungeneren Rahmen Ihre Persönlichkeit kennenlernen. Neben Ihrer fachlichen Eignung zählt, ob Sie gut ins Team passen. Zeigen Sie, dass man mit Ihnen angenehm plaudern kann. Lassen Sie sich aber nicht zu unbedachten Äußerungen verleiten. Ziehen Sie beispielsweise nicht über Ihren bisherigen oder früheren Arbeitgeber her. Geben Sie keine pikanten Details aus Ihrem Privatleben preis. Denken Sie daran: Auch beim Mittagessen werden Sie beobachtet und beurteilt. Halten Sie sich an die üblichen Benimmregeln für Geschäftsessen.
 

9. Das Gespräch abschließen und nachbereiten 

Erkundigen Sie sich am Ende nach dem weiteren Ablauf, ohne Ihre Gesprächspartner*innen unter Druck zu setzen. Bleiben Sie bei der Verabschiedung professionell und höflich. Das Bewerbungsgespräch endet erst, wenn Sie außer Sichtweite des Firmengeländes sind.

Lassen Sie Ihr zweites Vorstellungsgespräch Revue passieren. Welchen Eindruck haben Sie gewonnen? Stimmen die Rahmenbedingungen mit Ihren Vorstellungen überein? Werden Sie den Job annehmen, falls er Ihnen angeboten wird?

Wenn Sie die Stelle weiterhin möchten, schreiben Sie am nächsten Tag eine kurze Mail an die Entscheider*innen. Bedanken Sie sich für das angenehme Gespräch und bekräftigen Sie Ihr Interesse. Stellen Sie einen oder zwei Punkte aus dem Vorstellungsgespräch heraus, die Ihre Eignung und Motivation unterstreichen. Bei Bedarf können Sie einen wichtigen Punkt ergänzen, der bisher nicht zur Sprache gekommen ist. Sollten Sie Ihre Bewerbung zurückziehen wollen, teilen Sie dies dem Unternehmen höflich mit, am besten telefonisch. Haken Sie das Gespräch als wertvolle Erfahrung ab. Für Ihre weitere Karriere und die Bewerbung um andere Jobs wird sie Ihnen noch nützlich sein. 
 

10. Perfekt vorbereiten auf Vorstellungsgespräche 

Gute Vorbereitung ist die Grundlage für ein erfolgreiches Bewerbungsgespräch. Die renommierten Experten Hesse/Schrader geben Ihnen in Training Vorstellungsgespräch praxisnahe Tipps. Erfahren Sie, wie Sie sich geschickt präsentieren, welche Fragen auf Sie zukommen und wie Sie diese optimal beantworten. Sie haben das erste Gespräch nicht sorgfältig vorbereitet? Spätestens für das zweite Vorstellungsgespräch sollten Sie perfekt gerüstet sein. Die Nachfragen gehen tiefer, die Blicke werden kritischer. Jetzt müssen Sie überzeugen! Legen Sie sich richtig ins Zeug, dann haben Sie Ihren Traumjob bald in der Tasche. Viel Erfolg in Ihrer weiteren Karriere!

Sind Sie nervös vor dem zweiten Vorstellungsgespräch, da es nun in die entscheidende Phase geht? Hier finden Sie Tipps und Tricks: Keine Angst vor unerwarteten Fragen im Vorstellungsgespräch